Das Handschuh-ABC – Heinz Strunks Der goldene Handschuh

26. Februar 2017 - 2017 / Allgemein / firlefanz / texttext

„Ich könnte Fotzen fressen wie Kartoffelsalat.“1)Soldaten-Norbert in einem Gespräch mit WH3, aus: Heinz Strunk: „Der goldene Handschuh“, S. 175

Heute vor genau einem Jahr wurde Heinz Strunks siebter Roman Der goldene Handschuh veröffentlicht, der von dem Hamburger Serienmörder Fritz Honka handelt. Auf rund 250 Seiten erzählt Strunk von Verwahrlosung, Alkoholexzessen und sexueller Abartigkeit, die letztendlich zu den grausamen Verbrechen führten: Fritz Honka ermordete im Zeitraum von 1970-1975 vier Frauen und versteckte die Leichen zum Teil in der Abseite seiner Wohnung. Der goldene Handschuh widmet sich – wie bereits Bret Easton Ellis‘ Kultklassiker American Psycho (1991) – der Täterperspektive. Anders als bei American Psycho spielt Der goldene Handschuh jedoch nicht im Umfeld der New Yorker Wallstreet-Schickeria, sondern im Hamburger Trinkermilieu, der Reeperbahn. Strunks Roman erinnert damit stark an Hubert Fichtes Milieustudie Die Palette (1968), deren Schauplatz eine Hamburger Keller-Spelunke ist.

Wir haben uns den Jahrestag zum Anlass genommen, um Strunks mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis ausgezeichnetes Meisterwerk noch einmal genauer anzuschauen. In den kommenden drei Wochen werden wir uns – immer donnerstags – mit einem speziellen Themenkomplex aus Der goldene Handschuh auseinandersetzen: Sexualpathologie, Hölle und Gottlosigkeit und Strunks Motiv der grundlosen Hoffnung.

Zur Einstimmung präsentieren wir – in Anlehnung an das Kneipenspiel „Paletten-ABC“ aus Hubert Fichtes Die Palette – das Handschuh-ABC mit Begriffen aus Der goldene Handschuh: „Für jeden Buchstaben schreiben wir ein Wort auf. Zum Beispiel: A – Anus.“2)Aus: Hubert Fichte: „Die Palette“, Kapitel 37 Los geht’s!

A – Adolf Hitler, Arsch, Anpissen, Abseite, Anus

B – Bockwurst, Blutsee, Boonekamp, Brandpartie

C – Containerschiff, City Nord, Chef

D – D-Böller, Damenbart, Deformation

E – „Eine Träne geht auf Reisen“, (kalkweiße) Euter, „Ein Elend alles“

F – Frettchengesicht, Fotze, Fako

G – Geprokele, Geprickele, Gebiss

H – Holzpenis, Heintje, Hohe Klasse, Highlive in Tüten, Hinterschinken

I – Indischer Sand, irre

J – Jack the Ripper, Johannisbeerrotes Blut, Jungfrauenpisse

K – Knackwürstchen, Kochlöffel, Kartoffelsalat, Kittel hochschieben

L – Lustmord, (verkrustete) Lappen, linkisch

M – Mitschnacken, (aufgeschnittne) Melonen, Milchtüten

N – Nutten, Nazis, Nachtwächter

O – Omas, Oberarmknochen, Opfer, „Oh Gott!“, Obszöner Schmatzer

P – Piepmantschen, Prostituierte, parfümiertes Fleisch, Probierscheibchen

Q – Quälerei, Quadratschädel

R – Ruhmesfantasien, Ritzen-Schorsch, Restwut

S – Säberalmas, Schlächter, Syphilis, Schimmlige, Schmiersuff

T – Tierreich, Triebtäter, Tripperschickse, Tampon-Dieter

U – unten rum, Uniform, (sterbliche) Überreste

V – Versklaven, Vergewaltigerschweiß, verfaulte Vorhänge, Verblendschnäpse, Vernichtungstrinken, Verwesungsgestank

W – Wegsteckhuhn, WH1-3, Wurstbude

X, Y –  […]

Z – Zeißstraße 74, Zoo, zerprügelt, Zähne, zermörsert, Zumutung, ZP (Zielperson), Zyklon B

 

Wer sich jetzt noch traut, sollte sich das Ganze als auditives Spektakel anhören. Keine Angst, Der goldene Handschuh ist nicht nur verstörend, sondern auch ganz schön gut.

Theresa Langwald
Mina Janoschka
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› tags: Alkoholismus / Der goldene Handschuh / Die Palette / Fritz Honka / Hamburg / Heinz Strunk / Hubert Fichte / Sexualpathologie / Täterperspektive / Triebtäter /

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