‚Echte Männer‘ im Privatfernsehen

6. Februar 2017 - 2017 / bildtext / Maskulin*identität_en

„Ein echter Mann hat Bart, steht zu seiner Familie, ist cool und trinkt Bier.“1)Alle Zitate aus der Doku-Soap „Echte Männer“ sind den Videoausschnitten auf http://www.vox.de/cms/sendungen/echte-maenner.html entnommen  So einfach ist die Frage nach dem Mannsein zumindest nach Schlosser Andreas (29) aus dem Sauerland zu beantworten. Er ist einer von fünf Teilnehmern der Doku-Soap „Echte Männer“, die im Juni 2016 auf dem deutschen Privatfernsehsender VOX angelaufen ist und bereits im Titel ankündigt, genauer ausloten zu wollen, was das ‚starke Geschlecht‘ ausmacht. Die Zuschauenden konnten dann über sechs Folgen die Entwicklung der ‚echten Männer‘ Andreas, Dennis, Marcel, Michael und Valentin zu „wirklich echten Männern“ verfolgen, die sich durch die Vorbereitung und schließlich Teilnahme an einem Triathlon auf Malta auszeichnet.

Menschen bei der sportlichen Ertüchtigung im Fernsehen zu beobachten, dürfte ein weiterverbreitetes Klischee auf das männliche Geschlecht bedienen. Doch mehr noch als das stellt die explizite Verhandlung des Mannseins im deutschen Privatfernsehen eine wichtige Form der medialen Darstellung des Geschlechterdiskurses dar. Das Fernsehen hat selbst unter Berücksichtigung des medialen Wandels der letzten Jahre nicht an Relevanz in den deutschen Haushalten verloren, wie die Aufschlüsselung der durchschnittlichen Konsumdauer zeigt2)Dem Statistischen Jahrbuch 2016 entnommen: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/StatistischesJahrbuch/KulturMedienFreizeit.pdf?__blob=publicationFile. Immer noch kann das Fernsehen somit als Leitmedium bei der Vermittlung von Wissen angesehen werden. Gerade das Privatfernsehen bedient sich dabei erfolgreich Reality- oder Doku-Soap-Formaten. Die Darstellung von Männern im Fernsehen transportiert in erster Linie natürlich die gesellschaftlich als hegemonial anerkannte Form von Männlichkeit. Das Medium hätte aber durch seine Bedeutung eben auch die Möglichkeit, andere Formen neben dieser zu positionieren oder auch zu idealisieren.

Visualisierung der Kategorie ‚Traummann‘

Mit einem einfachen Zitat im audiovisuellen Medium à la „Das bedeutet Mannsein für mich“, wie es jeder der Teilnehmer von „Echte Männer“ in der ersten Folge der Doku-Soap abgibt, ist es jedoch nicht getan. ‚Mann‘ wird immer noch häufig als Gegenpol zu ‚Frau‘ konzipiert. Eine Ausnahme hiervon stellt die Abgrenzung von anderen Formen von Männlichkeit, wie beispielsweise der Homosexualität dar. Es ergibt sich so in nicht-feministischen Kontexten eine Matrix, die eine dominante, heterosexuelle Form von Männlichkeit als „natürlich, unvermeidlich und begehrenswert“3)Voigt, Inszenierte Formen von Männlichkeit in TV-Serien, Wiesbaden 2017, S. 32 postuliert.

Nirgends werden die Konstituenten dieser als Optimum kommunizierten Form von Mannsein so evident (und auch so reduziert dargestellt) wie in der von RTL nun schon zum siebten Mal ausgestrahlten Reality-Dating-Show „Der Bachelor“. Der als Objekt der Begierde inszenierte Junggeselle darf meist unter 22 um ihn buhlenden Frauen seine Präferierte auswählen und institutionalisiert damit nicht nur eine klassische Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, sondern auch aktuell gefragte Eigenschaften, die ‚Mann‘ haben sollte, um gut beim anderen Geschlecht anzukommen. Vergleicht man die Teilnehmer und macht man sich den Aufbau der Show bewusst, lässt RTL außer Frage, was der Sender als konstituierendes Hauptmerkmal eines begehrenswerten Mannes kommunizieren möchte: Aussehen. Unter den sieben bisherigen Bachelors durften die Zuschauer*innen bereits einem Mr. Hamburg (Paul Janke, Bachelor 2012) sowie einem Mr. Germany (Oliver Sanne, Bachelor 2015) bei der Suche nach der Auserwählten folgen. Mehr als die Hälfte der Single-Männer modelt hauptberuflich oder nebenbei und allesamt sind sehr sportlich und legen Wert auf ihr Äußeres. Die Auswahlkriterien für die Frauen, die in die nächste Runde kommen, scheinen hauptsächlich in ihrem Aussehen und der Sympathie, die sich über kurze Gespräche und gemeinsame Dates ergibt (oder eben auch nicht), zu liegen. Kategorien wie beruflicher Erfolg, Bildung oder soziale Kompetenzen werden weder in der Struktur der Dating-Show noch durch die eigentliche Ausgestaltung der einzelnen Staffeln in irgendeiner Art und Weise berücksichtigt. Offensichtlich wird der Fokus auf das Äußere des Mannes bereits am ersten Aufeinandertreffen der Bewerberinnen mit dem Bachelor, wenn alle 22 kurz vor dem hyperventilieren versichern, dass es noch nie einen schöneren Mann gegeben habe4)Sehr anschaulich in dreißig Sekunden von Übermedien zusammengeschnitten: http://uebermedien.de/1371/der-bachelor-in-30-sekunden/. Der Privatsender liefert eine Normvorstellung des männlichen Daseins, welche einen besonderen Schwerpunkt auf das Physische und das Optische legt und somit auf einen Fitness- und Modetrend aufspringt, der in den letzten Jahrzehnten gerade für die jüngeren männlichen Generationen von einer marginalisierten Form zur Massentauglichkeit gebracht wurde.

Echte Männer sind hart(e Familienmenschen)

Auf den ersten Blick könnte man meinen, die Doku-Serie „Echte Männer“ stelle dazu einen Gegenpol dar. Gezeigt werden mit den fünf zu Anfang dieses Artikels aufgezählten Teilnehmer Männer zwischen 29 und 33, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, die eine Ausbildung gemacht haben, einer harten Arbeit nachgehen und für ihre Familie (bis auf Valentin haben die Zuschauer*innen es mit Vaterfiguren zu tun) sorgen. Die Selektion der Männer für die Sendung ist ebenso eindeutig auf einen bestimmten Typ Mann zugeschnitten, wie dies bei „Der Bachelor“ der Fall ist, nur dass ein völlig anderer Schwerpunkt gesetzt wurde. Die Entwicklung von Couch-Potatoes zu Triathleten, die von der Doku-Soap nachverfolgt wird, führt die fünf Männer an die Grenzen ihrer emotionalen wie auch physischen Kraft. Die Belastung, der sie neben ihrem alltäglichen Stress und den familiären Verpflichtungen ausgesetzt sind, ist eine Probe ihrer Willenskraft, ihrer Loyalität gegenüber den anderen Teilnehmern (‚Mann‘ darf diese nicht hängen lassen) und ihrer physischen Härte. Denn auch wenn selbst am Ende keine Bacheloranwärter aus den pfundigen Kerlen gemacht werden, der Personal Trainer Helge, der die Fünf anleitet und animiert, stellt ihnen sehr wohl die Vorteile gesunder Ernährung und sportlicher Betätigung an die Seite. Neben den gesundheitlichen Verbesserungen werden aber auch durch einen Vorher-Nachher-Vergleich durch Photographin und Ex-Playmate Christina Noélle der optische Nutzen der körperlichen Stählung dokumentiert – das Äußere bleibt beim ‚sich als Mann-Fühlen‘ auch hier nicht außen vor, stellt aber nur einen Nebenaspekt dar.

Die als hegemonial inszenierte Form des Mannseins in „Echte Männer“ fokussiert sich also nicht hauptsächlich auf das Äußerliche, sondern ruft konservative Vorstellungen eines binären Systems von ‚Mann‘ und ‚Frau‘, von ‚stark‘ und ‚schwach‘ hervor, die bereits von dem Soziologen Pierre Bourdieu 1998 treffend beschrieben wurden. Bourdieu definiert Männlichkeit als relationalen Begriff, der sich vor allem als Angst vor der Weiblichkeit in einem selbst konstruiert: „Man fürchtet die Achtung oder die Bewunderung der Gruppe zu verlieren, vor den ‚Kumpeln‘ ‚das Gesicht zu verlieren‘ und in die typisch weibliche Kategorie der ‚Schwachen‘, der ‚Schwächlinge‘, der ‚Waschlappen‘, der ‚Schwulen‘ usf. eingeordnet zu werden.“5)Bourdieu, Die männliche Herrschaft, Frankfurt a. M. 2005, S. 95 f. Fruchtbar ist auch der Hinweis Bourdieus auf die Gruppendynamik, welche für die Soap einige Relevanz aufweist. Dies äußert sich im Laufe der sechs Folgen immer wieder, wenn einzelne Teilnehmer aufgrund des Stresses oder der physischen Anstrengung zu scheitern drohen, sich vor der Gruppe aber nicht die Blöße der ‚Unmännlichkeit‘ geben wollen, oder sich die gesamte Gruppe ihrer Männlichkeit gegen Konkurrent*innen versichern muss.

Alle fünf Teilnehmer am Experiment „Echte Männer“ betonen in ihrer jeweiligen Definition eines ‚echten Mannes‘ den Aspekt der Familie6)Auf http://www.vox.de/cms/sendungen/echte-maenner.html finden sich Steckbriefe der fünf Teilnehmer. und gerade am Ende der Soap wird das soziale Umfeld der Männer noch einmal stark gemacht, wenn die Liebsten sie beim Triathlon unterstützen und die Emotionen von den Frauen bzw. Freundinnen verbal und mimisch sichtbar gemacht werden (in den letzten Minuten wird sogar Andreas mit Tränen der Erleichterung gezeigt). Konservative, patriarchale Strukturen werden aufgegriffen und in das hegemoniale Konzept vom Mannsein aufgenommen. Gerade die Szenen, welche die Zuschauer*innen in das jeweilige Familienleben einführen, bedienen sich der bekannten Klischees der ‚Frau am Herd‘ und des ‚Familienernährers‘. Gleichzeitig wird die Familie als Rückhalt der Männer gezeigt, die ihnen Unterstützung und Absicherung bieten kann. Alternative Konzepte zur klassischen Familie, oder zum Typ Mann, der hier präsentiert wird, sucht der*die Zuschauer*in jedoch vergeblich.

Frauen, Kinder und Senioren – Abgrenzungspotenzial durch andere

Die australische Soziologin Robert W. Connell, auf die das Konzept der hegemonialen Männlichkeit zurückgeht, hat anhand dieses Modells vier Formen von Männlichkeit klassifiziert: Hegemonie, Unterordnung, Komplizenschaft und Marginalisierung7)Entnommen aus der Analyse der Männlichkeitsformen in der Outdoor-Reality-TV-Show „Expedition Österreich“ von Eva Flicker, Männlichkeitsformen in Outdoor-Reality-TV-Shows am Beispiel von „Expedition Österreich“, erschienen in: MedienJournal 1/2005, Männlichkeiten. Das andere Geschlecht erforschen. Gerade Unterordnung grenzt andere Formen von Männlichkeit, wie beispielsweise Homosexualität von der hegemonialen Form ab. Marginalisierung hingegen schafft kleine Abstufungen anhand von Klasse oder beispielsweise Rasse. Die Konstruktion von hegemonialer Männlichkeit in der Dating-Show „Der Bachelor“ als diskursleitend nehmend befinden sich die Zuschauer*innen mit „Echte Männer“ bereits in einer marginalisierten Form von Männlichkeit, die nicht völlig abgelehnt wird, jedoch gegenüber den „Traummännern“ zurückstecken muss. Umgekehrt betrachtet fehlt es den Bachelor-Kandidaten eindeutig an Härteprüfungen, um sich als Mann beweisen zu können – entscheidend ist hier also die Perspektive. „Komplizenschaft baut auf jenem Problem auf, dass nur wenige Männer den normativen Ansprüchen – vor allem an hegemoniale Männlichkeit – entsprechen, aber doch von Vorteilen der patriarchalen Dividenden profitieren (wollen).“8)Flicker, Männlichkeitsformen in Outdoor-Reality-TV-Shows am Beispiel von „Expedition Österreich“, in: MedienJournal 1/2005, Männlichkeiten. Das andere Geschlecht erforschen, S. 46 Durch die Selektion durch den Sender und die Aussagen der Teilnehmer formt sich innerhalb der Doku-Soap „Echte Männer“ schnell eine normative Vorstellung hegemonialer Männlichkeit, die von den fünf Männern unterstützt, aber nicht immer erfüllt werden kann. Gerade die bereits erwähnte Gruppendynamik (mehrmals wird das von Alexandre Dumas entlehnte Motto „Einer für alle, alle für Einen“ aufgegriffen) entspricht dabei der Komplizenschaft, sodass einzelne Schwächen und Fehltritte nur Authentizität versprechen und nicht die hegemoniale Form von Männlichkeit in Frage stellen.

Bereits mit Bourdieu wird angedacht, dass sich Männlichkeit in Abgrenzung von etwas anderem konstituieren kann. In Folge zwei, drei und vier der Doku-Soap müssen die trainierenden Triathleten in den Disziplinen Mountainbike, Schwimmen und Parcours gegen Kontrahentengruppen antreten. Dies sind eine Ü60-Senioren-Radgruppe, 11-jährige Schwimmerinnen und eine Gruppe von Fitnesstrainerinnen, also Gegner*innen, die sich entweder durch ihr biologisches Geschlecht und/oder ihr Alter als potenzielle Abgrenzungssubjekte eignen. Gegen die Radgruppe und die Schwimmerinnen verlieren die ‚echten Männer‘ jedoch trotz des Anspruchs, den die hegemonial vertretene Form von Männlichkeit vermittelt. „Ich meine, wir sind ja echte Männer und verlieren gegen Kinder“, so Andreas nach der desaströsen Niederlage im Schwimmen. Ähnlich oppositionell inszeniert und positioniert werden die Männer zu den Trainerinnen, die ihnen unter dem Coach Helge, der das gesamte Experiment begleitet, die einzelnen Sportarten vorstellen und die Teilnehmer dann an die Hand nehmen und ihnen nützliche Tipps geben. Bei der Disziplin Mountainbiken kommt es, nachdem der Helm abgezogen wurde und klar ist, dass ‚Mann‘ es mit einer Frau zu tun hat, zu folgender Aussage: „Du fühlst dich als Mann auch so richtig in den Arsch gekniffen, wenn die Frau dir da mal eben gezeigt hat, wie man Fahrrad fährt.“ Mehr als Nebenrollen und als Ansporn für die Männer sind die Trainerinnen jedoch nicht und durch ihr Untergeordnetsein unter den Coach Helge haben sie auch auf inhaltlicher Ebene wenig Relevanz und Einfluss, sondern fungieren geradezu als Dienstleisterinnen, wenn er ihre Trainingsblöcke im Interview in der Halbtotalen in sein Gesamttrainingskonzept einordnet. Der Mann behält stets die Oberhand.

Rock, SlowMo und die tiefe Stimme aus dem Off

Jenseits allen Inhalts trägt auch die formale Gestaltung des Formats zu einer Inszenierung einer bestimmten hegemonialen Vorstellung von Männlichkeit bei. Am Auffälligsten ist dabei die Musikauswahl, welche die Szenen und die Darstellung der Männer unterstützt. Meist gehen die gewählten Songs in den Bereich des Rock und lassen E-Gitarrenklänge und kräftige männliche Stimmen hören. Gerade für den finalen Triathlon, aber auch bei Entscheidungen und Wettbewerben in den vorherigen Folgen wird klassischerweise auf dramatische Instrumentalmusik gesetzt. Oft werden die Songs von einer sonoren Kommentatorenstimme begleitet, die nicht nur das Geschehen beobachtet und einordnet, sondern selbst (als Mann) Input zum vermittelten Konzept von Mannsein beiträgt: „Echte Männer scheuen keine Herausforderung, können anpacken und haben Muskeln unter ihrem Bierbauch“, heißt es beispielsweise in der ersten Folge.

Nicht nur auf auditiver Ebene wird formal die Inszenierung einer Form von Männlichkeit unterstützt, auch visuell findet man beispielsweise mit dem Einsatz von Slow Motion ein Element, das die hegemoniale Männlichkeit darzustellen weiß. Wenn die fünf Männer das erste Mal auf ihren Coach Helge treffen, kommt dieser aus dem Wald angejoggt auf die um das Auto Wartenden zugelaufen. Das Bildgeschehen widmet sich durch eine Verlangsamung der Aufzeichnung dabei besonders dem sportlich eleganten Sprung über ein Holzgatter und fährt dann vertikal beim Schritt des stehenden Personal Trainers beginnend zu dessen süffisant lächelndem Gesicht. So wird hier quasi der ‚wirklich echte Mann‘ (ein Prädikat, dass sich die fünf Teilnehmer erst am Ende der Serie verdient haben) in Form des gestählten, hart durchgreifenden (und doch auch wieder gutaussehenden) Sporttrainers als Vorbild für die Couch-Potatoes implementiert.

Krise der Männlichkeit? Mitnichten!

Es gibt immer wieder Postulate einer Krise der Männlichkeit. Diese befassen sich vor allem mit den Veränderungen des Umfelds, dem sich die Geschlechterkonstruktion auf sozialer, ökonomischer oder kultureller Ebene ausgesetzt sieht. Geht man von der Repräsentation der Geschlechterrollen, die im deutschen Privatfernsehen vermittelt werden, aus, so wird jedoch darauf verzichtet, eine solche Krise zu thematisieren. Gerade das Fernsehen hat aber aufgrund seiner ungeminderten medialen Relevanz die Chance hegemoniale Formen von Männlichkeit durch alternative zu erweitern. Durch das Verschweigen sich wandelnder äußerer sozialer Umstände, entlang derer sich auch Geschlechterkonstruktionen anpassen, wird jedoch eine Repräsentation alter Strukturen und damit einhergehend eine starke Konformität forciert. Es ist problematisch zu betrachten, dass Männer sich in der konstruierten Realität des Privatfernsehens nicht in den gleichen Problemen wiederfinden, denen sie in ihrer Lebensrealität begegnen. Dazu zählt beispielsweise der Relevanzverlust, dem das männliche Familienernährermodell in den letzten Jahrzehnten ausgesetzt war9)Vgl. Haller,L.; Nowak, J.: Die Erosion des männlichen Familienernährermodells, Hamburg 2010. Unter: http://www.feministisches-institut.de/wp-content/uploads/2010/11/ernaehrermodell.pdf. Wie sieht es mit Männern aus, die keine Familie in der klassischen Form haben? Wird ihnen ihre Männlichkeit „aberkannt“, da sie zumindest in dem Format „Echte Männer“ nicht repräsentiert werden? Auch auf das Mannsein von nach Connell als untergeordnet definierten Gruppen wird oft nur in abschätziger Weise eingegangen. Bei der Suche nach Alternativen ist ‚Mann‘ hier fehl am Platz. Klar ist nicht zu vergessen, dass die Sender des Privatfernsehens vor allem aus dem Blickwinkel des Vergnügen-Schaffens Diskurse wie den um das Mannsein vereinfacht und pauschalisiert darstellen. Ein Format wie „Echte Männer“, das sich aber in dokumentarischen Anklängen explizit die Frage nach dem Mannsein gestellt hat, enttäuscht, wenn es lediglich auf abgedroschene Klischees und konservative Rollen eingeht. Es stellt sich die Frage, ob sie damit die Lebenswirklichkeit ihrer Zuschauer*innen richtig abbilden und diese in ihrem Umfeld abzuholen vermögen.

Jürgen Gabel

› tags: Bourdieu / Fernsehen / hegemonial / Männer / Maskulin*identität_en / Privatfernsehen / VOX /

Comments

  1. […] orientiert. Mit der Manifestation dieser Geschlechterklischees – genauer: mit der medialen Konstruktion von Männlichkeitsbildern – beschäftigt sich Jürgen Gabel und wirft einen kritischen Blick auf die deutsche […]

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