Nicht nur im All lebt Ludwig weiter!
22. März 2021 - Allgemein / Kulturproleten meets Beethoven
Im Jahr 1977 nahm die Voyager 1[1] ihren Weg Richtung All auf und mit an Bord eine Schallplatte.[2] Auf dieser befanden sich, und befinden sich vermutlich auch noch heute, alle möglichen Aufnahmen von Geräuschen, Grußbotschaften und vor allem Musik. Ein bisschen wie eine Geburtstagsfeier, wenn sich da noch jemand dran erinnert… Für 500 Jahre soll diese Platte nun durch das Sternenreich wandern[3] und potenziellen Aliens einen Eindruck von unserem Leben hier unten auf dem kleinen, unbedeutenden blauen Planeten geben. Kulturell klafft da sicherlich eine kleine Lücke zwischen 1977 und 2021 und die Aliens würden mit einigen Änderungen sicherlich genauso fremdeln, wie einige von uns es heute tun. Aber es haben sich auch einige Dinge in den ca. 44 Jahren nicht verändert: der Netzausbau in Deutschland, die homophobe Haltung des Vatikans, die fehlende Chancengleichheit in Bildungsbelangen, die Diskriminierung von Frauen in der Besetzung von Führungspositionen oder die Ignoranz gegenüber des Klimawandels.
Die Musik, die da herumschwirrt, ist aber bemerkenswerterweise immer noch von ungebrochener kultureller Relevanz. Chuck Berry als Vertreter des POPs neben dem Klassiker Ludwig van Beethoven, der sogar gleich zwei Mal auf der Platte ist. Aber warte mal, Chuck Berry neben Beethoven, da klingelt doch was? Richtig! ‚Ludwig lebt!‘ Und damit meine ich keine neoreligiösen Wiederauferstehungsfantasien, die in der Essener Innenstadt von Leuten verbreitet werden, die vielleicht zu viel Christus am Ölberge gehört haben. Nein, nein. Ich meine die Sonderausstellung im rock’n’popmuseum in Gronau.
Und da klingelt noch was? Richtig! Das Seminar von Anna Seidel aus dem vergangenen Sommersemester ‚Beethoven-Lektüren: Romane, Comics, Songs und Co.‘, in dem sie gemeinsam mit Masterstudierenden den Fährten und Spuren Beethovens in verschiedensten kulturellen Erzeugnissen nachgegangen ist.
Und da klingelt doch noch mehr? Richtig! Mein Smartphone. Wie? Das rock’n’popmuseum und Anna Seidel wollen mit uns gemeinsam eine Kooperation starten und einige der hervorragenden Texte der Studierenden auf unsere Website bringen und damit den Weg zur Eröffnung der Sonderausstellung begleiten? Und dann sollen wir auch noch aus der Sonderausstellung berichten und Interviews mit Expert*innen der Ausstellung führen?
Machen wir!
In den folgenden Wochen bis zur Ausstellungseröffnung werden wir Texte von Anna Seidel, Anna Maria Plischka, Chris Flinterman, Anna Braese, Nuria Mertens und Jana Bernhardt veröffentlichen, die eine besonders beispielhafte Perspektive auf den Einfluss Beethovens auf die Kultur eröffnen, so wie es auch die Sonderausstellung tun wird. Mit Beginn der Ausstellung werden wir dann loslegen und von der Ausstellung berichten und mit Interviews ganz besondere Einblicke gewinnen und mit euch teilen. Gerade in dieser Zeit tut uns allen ein wenig mehr Kultur gut und auch der Kultur tut Unterstützung gut. Also schaut vorbei auf der Homepage des rock’n’popmuseums in Gronau (https://www.rock-popmuseum.de/) und seid gespannt. Wir sind es schon!
[1] Anm.: Merkwürdigerweise flog die Voyager 1 nach der Voyager 2 los. Schwierige Benennung meiner Meinung nach. Aber vielleicht kann mir das jemand mit einem NASA-Pullover erklären. 😉
[2] Vgl. 40 Jahre Voyager. Eine Goldene Schallplatte für Aliens. https://www.deutschlandfunkkultur.de/40-jahre-voyager-eine-goldene-schallplatte-fuer-die-aliens.2156.de.html?dram:article_id=395160 (20.03.21)
[3] Für eine philosophische Auseinandersetzung rund um den Themenkomplex menschliches Eindringen ins Weltall und das Zurücklassen von Müll dort empfehle ich: Jens Birkmeyer: Betreten verboten! Elemente einer philosophischen Kritik der Mondbenutzung. In: Klaus Feldmann, Nils Höppner (Hrsg.): Wie über Natur reden. Philosophische Zugänge zum Naturverständnis im 21. Jahrhundert. Freiburg/München: Karl Alber Verlag 2020. S. 107-126.
- „Ich fange also mit der Stadt an…“ – Die Moderne zwischen Flanerie und Feuilleton. Heinrich Heines ‚Briefe aus Berlin‘ - 28. November 2021
- Nicht nur im All lebt Ludwig weiter! - 22. März 2021
- Zum Zerdenken: Zartheit - 5. November 2020
Schreibe einen Kommentar